Vier Künstlerische Residenzstipendien auf dem Kunsthof Niederarnsdorf vergeben!

4. Jul 2023

Der Kunsthof Niederarnsdorf, ein Leergut Projekt der IBA Thüringen, vergibt in diesem Jahr mit Unterstützung der Kulturstiftung des Freistaates Thüringen 4 Residenzstipendien an professionelle Bildende Künstler:innen sowie Künstlerische Forscher:innen.

Im Rahmen von zweimonatigen Arbeitsaufenthalten stellen die Künstler:innen ihre gewohnten Produktions,- und Präsentationsmethoden auf CO2 neutrale Prozesse um, oder sie widmen sich der Untersuchung und Initiierung von nachhaltigen Transformationsprozessen durch künstlerische Produktion.

Das Residenzprogramm möchte künstlerisch-forschend der Ethik und Ästhetik von Nachhaltigkeit nachgehen und dabei ein möglichst breites Spektrum in unterschiedlichen Bereichen zusammenbringen: ökologisch, ökonomisch, sozial und kulturell.

Am 13. Mai 2023 tagte unsere Jury, bestehend aus Vertreter:innen verschiedener Sparten zur Vergabe der in circuit Residenzstipendien auf dem Kunsthof Niederarnsdorf:

Dr. Grit Ruhland (Bildende Künstlerin, Künstlerische Forschung, LBK Sachsen)
Nina Zerche (Kuratorium IBA Thüringen)
Dr. Thomas Wohlfahrt (ehem. Dir. Haus für Poesie Berlin und Vorstand FZHK e.V.)
Ede Müller (Dokumentarfilmer und Gründer Kulturzentrum Haus am Milchberg Kriebitzsch)
Louise Walleneit (Bildende Künstlerin, Kuratorin und Gründerin Kunsthof Niederarnsdorf)

Wir freuen uns, die Stipendiatinnen und Stipendiaten 2023 bekannt geben zu dürfen, sie werden zwischen 27.6. und 30.10.2023 ihre Arbeitsaufenthalte auf dem Kunsthof Niederarnsdorf antreten:

Die Leipziger Künstlerin Daniela Junghans untersucht in ihrer Arbeit das Verhältnis von Mensch und Natur im städtischen und ländlichen Raum. In den Medien Malerei und Fotografie nähert sie sich diesem Thema aus zwei entgegengesetzten Richtungen.

Um Naturerfahrungen malerisch näher zu kommen, stellt sie seit 2021 Pflanzenfarben selbst aus Blättern, Blüten und Wurzeln von Wild- aber auch Zierpflanzen her, die sie auf ihren Streifzügen sammelt. Sie eröffnen ihr ein neues Farbspektrum und intensivieren ihren malerischen Umgang mit Natur im urbanen und ruralen Raum. Die Herstellung von Malfarben aus Pflanzen stellt für sie einen bewussteren Zugang zur Natur her.  Im Rahmen des Stipendiums in Niederarnsdorf möchte sie aus verschiedenen Pflanzen- und Baumarten Pigmente für feste Aquarellfarben extrahieren, die sich trocken lagern und mit Wasser anrühren lassen. Es ergeben sich hier interessante Kooperationsmöglichkeiten mit lokalen Unternehmen, wie dem W3 – Altenburger Safran, die sicher ausgelotet werden.

Daniela Junghans wird ihr Wissen zur Farbstoffgewinnung aus Pflanzen sowie Drucktechniken mit Pflanzen im Rahmen von zwei Workshops im September auf dem Kunsthof in Niederarnsdorf  einem breiten Publikum vermitteln. Künstlerische Vorkenntnisse sollen dabei keine Voraussetzungen sein.

Termine und Anmeldungen finden Sie zeitnah auf der Webseite des Kunsthofes!

Der aus Stralsund stammende Künstler Martin Feistauer befasst sich mit der Beziehung von Malerei, Textil und Raum und realisiert mit dieser Spezialisierung Kunst am Bau Projekte. In der Zeit seines Aufenthaltes auf dem Kunsthof Niederarnsdorf entwickelt er eine Wandmalerei mit der Technik eines Kalkfresco oder einer Kalkseccomalerei. Kalk als natürliches Bindemittel und Erdpigmente, die typisch für die Oberflächen in der Geschichte des Hofes oder für die natürliche Umgebung sind, sollen aus Fundorten der Umgebung gewonnen werden und in der Malerei zur Geltung kommen.

Experiment und spielerische Herangehensweise sollen Vergangenheit und Gegenwart verbinden und zu einem zum Ort passenden Zeitdokument werden.

Die in Gera geborene Künstlerin Mandy Gehrt setzt sich in ihrer Arbeit mit Erinnerung, Gedenken, der Konstruktion von Geschichte und Transformationsprozessen auseinander. Sie recherchiert Fakten, sammelt Geschichten, Bilder und Objekte, die sie anschließend in ortsspezifischen Installationen verarbeitet.  Während ihres Aufenthalts in Niederarnsdorf möchte sie sich künstlerisch mit ihrer Familiengeschichte, die über drei Generationen mit der Wismut verbunden ist, auseinandersetzen.

Die Geschichte der Wismut wurde schon vielseitig bearbeitet, Mandy Gehrt möchte sie u.a. aus der Perspektive von Familiengeschichte erforschen, vom Aufbau bis zum Rückbau. Dabei soll es aber nicht bleiben, sie möchte sie dokumentieren und erweitern und eine Form finden, sie zu vermitteln. „Mein Großvater ist mittlerweile 93 Jahre alt, mein Vater 68. Beide treffen sich seit geraumer Zeit einmal wöchentlich im Altersheim und reden über die Wismut, da beide nichts so sehr verbindet wie dieses Thema, welches sie ihr gesamtes Arbeitsleben lang begleitet hat. Ich selbst zähle mich zur dritten Generation, da die Wismut sowohl in meiner Schulzeit, in den Ferien als auch in meinem Alltag präsent war. Diese Familiengeschichte ist eng mit der Geschichte der Region, besonders die der beiden aneinander angrenzenden Landkreisen, Landkreis Greiz und Altenburger Land, verbunden.“

Die Künstlerin möchte für ihre Arbeit mit Menschen aus der Region in Kontakt treten und sie aktiv in den Entstehungsprozess ihrer Arbeit einbeziehen sowie mit gefundenen Objekten und Materialien aus der Region arbeiten. Aus dem gesammelten Material möchte die Künstlerin ein mobiles künstlerisches Archiv aufbauen, was aus den gesammelten Geschichten, Objekten und Dokumentationen (Audio, Foto) besteht. Das Archiv soll erweiterbar und mobil sein, so dass es auf- und abgebaut und an verschiedenen Orten präsentiert und ergänzt werden kann.
Die Künstlerin möchte mit dem Archiv z.B. auch in Schulen gehen, um dort mit Jugendlichen zu dem Thema zu arbeiten.

Die Schweizer Künstlerin Rahel Zaugg wird während ihres Aufenthaltes in Niederarnsdorf konsequent lokal arbeiten. Sie möchte ein Archiv entwickeln welches die Möglichkeiten aufzeigt, die vor der Haustür liegen und diese für die künstlerische Arbeit erschliessen. Vom regionalen Rohstoff zum Material zum Experiment und zur konzeptuellen Skulptur. Der Radius für den Begriff lokal setzt sie dabei auf maximal 20 km.

Entstehen soll dabei ein lokales Materialarchiv welches sich traditionellen sowie modernen Methoden der Rohstoff und Materialverarbeitung bedient und dabei ergebnisoffen nach einem lokalen, nachhaltigen Medium für die künstlerische Arbeit sucht. Auch will sie mit lokalen Betrieben, Handwerkern und Produzenten arbeiten und deren Wissen und Infrastruktur für ihr Projekte erschliessen.

Anhand des entstandenen Materialarchives sollen die spannendsten Ergebnisse weiter erforscht werden, bis gut verwertbare Materialien entstehen, welche sich für die künstlerische Produktion eignen. Daraus folgend soll aus einer Symbiose von Material, Konzept und Handwerk eine neue radikal lokale künstlerische Arbeit erschaffen werden, die die Region um Nobitz auf diese Art portraitiert.

Es wird also spannend!

Wir werden über Instagram, auf unserer Webseite sowie im Rahmen von Veranstaltungen Einblicke in ihre Arbeitsprozesse geben.

www.kunsthof-niederarnsdorf.org